MIF-Regulierung wirkt

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ibi research durchleuchtet Payment-Kosten von Onlineshops. (Foto: EZB)

Die im Dezember 2015 in Kraft getretene europäische Interbankenentgelt-Verordnung zeigt Wirkung. Die Deckelung der sogenannten „Multilateral Interchange Fees“ (MIF) auf 0,3 Prozent vom Umsatz bei Kreditkarten und 0,2 Prozent bei Debitkarten verbilligt die Kartengebühren für Händler auch im eCommerce erheblich.

„Die gesamten Kosten sanken um 33 Prozent, die direkten Kosten sogar um 62 Prozent im Vergleich zur Situation vor der Regulierung“, bilanzieren die Zahlungsverkehrsexperten von ibi research die Ergebnisse ihrer (überarbeiteten) Studie zu den Gesamtkosten von Zahlverfahren in Onlineshops.

Allerdings räumen die Studienautoren ein, dass die Auswirkungen der Regulierung sich erst langsam in Kostenreduktionen niederschlagen. Insbesondere bei Händlern mit noch nicht angepassten Verträgen, die auf einer Blended Fee basieren, wirke die MIF-Regulierung erst mit zeitlicher Verzögerung.

Dennoch: „Im durchschnittlichen Basisfall der Studie gingen die Gesamtkosten – unter Einbezug aller indirekten Kostenbestandteile – von 4,42 auf 2,94 Prozent des Umsatzes zurück“, hält das Forschungsinstitut der Universität Regensburg fest. Die Kreditkarte sei damit nun das günstigste Verfahren, wenn man nur die direkten Kosten betrachte. Berücksichtige man auch die gesamten Kosten, seien die Plastikkärtchen das zweitgünstigste Verfahren nach Sofortüberweisung.

Zum Musterfall und den Berechungen sei auf die ausführliche Dokumentation auf der Website von ibi research verwiesen.

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Abkassieren in der Gesamtkostenrechnung (Quelle: ibi research).

Laut den für die Studie befragten Experten betragen die direkten Kosten für Kreditkartenzahlungen im Zeitalter nach der MIF-Verordnung inzwischen 1 bis 1,2 Prozent des Warenkorbwertes bei kleinen Unternehmen, 0,8 bis 1 Prozent bei mittleren Unternehmen und 0,6 bis 0,8 Prozent bei großen Unternehmen.

Mit dem Einsatz von 3-D Secure könnten Händler noch weitere Einsparungen bei den Gesamtkosten realisieren, meinen die Autoren. „Allerdings zögern viele Onlinehändler mit der Nutzung von 3-D Secure, denn dabei ist erfahrungsgemäß wegen der geringen Usability auch mit mehr Abbrüchen im Checkout zu rechnen“, so die Studie.

Die Bilanz der Autoren

„Händler sollten ihr Portfolio an Zahlungsverfahren regelmäßig überprüfen und ggf. anpassen. Denn der Zahlungsverkehr steht nicht still. So ist mit Instant Payments, also Überweisungen, die innerhalb von Sekunden auf dem Empfängerkonto verbucht sind, bereits eine weitere potentiell bedeutsame Entwicklung absehbar“.

GefühlteKosten

Gefühlte Payment-Kosten. (Quelle: ibi research)

2 Gedanken zu „MIF-Regulierung wirkt

  1. Gibt es eine ähnliche (aktuelle) Studie auch für den Offline Einzelhandel?
    Ich könnte mir vorstellen, dass sich dort gebührentechnisch weniger getan hat, weil ich offline Händler weniger wechselfreudig einschätze bezüglich ihrer Aquirer.

    • Es gibt die alljährliche EHI Studie zum Kartenmarkt, die immer im Mai zum EHI Kartenkongress veröffentlicht wird. Neben den Daten der Unternehmensberatung Paysys meines Wissens die umfangreichste bzw. verlässlichste Studie zu Kartenzahlungen in Deutschland. Danach hat sich auch im stationären Handel seit der Regulierung etwas an der Gebührenfront getan: „Die Gesamtprovision für die Akzeptanz von Kreditkarten liegt bei großen Unternehmen zurzeit bei 0,6 bis 1,0 Prozent und damit um knapp die Hälfte unter der Belastung vor der Regulierung“, heißt es in der Studie. Bei kleineren Händlern sieht das sicher noch anders aus, aber auch dort wird der Wettbewerb der Acquirer für Gebührenreduzierungen sorgen. Zur EHI Studie siehe auch: http://www.bargeldlosblog.de/die-karten-neu-gemischt/

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