Paydirekt: 4 für 40.000

Paydirekt will ein PayPal-Konkurrent werden.Jedenfalls die Bundesbank findet Paydirekt prima. Ein „sicheres und effizientes“ Internet-Zahlverfahren, das der deutschen Bankenaufsicht unterliegt und für Wettbewerb bei ePayment-Methoden sorgt, lobte Jochen Metzger, Zentralbereichsleiter Zahlungsverkehr der Bundesbank, das Online-Zahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft auf der „Euro Finance“ in Frankfurt, wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet. Bei Paydirekt von einem „Wettbewerber“ oder „PayPal-Konkurrenten“ zu sprechen, ist allerdings noch etwas euphemistisch ausgedrückt.

tl:dr: Paydirekt vergisst die Onlinehändler – ohne Shops keine Payment.

Rund 40.000 registrierte Kunden hat Paydirekt, laut Geschäftsführer Niklas Bartelt, wie die SZ weiter berichtet. Damit kommt das neue Zahlverfahren schon nach wenigen Wochen auf Zahlen, für die das „Multichannel Zahlverfahren“ Yapital Ewigkeiten gebraucht hat. Wir erinnern uns, auch das Payment-Projekt aus der Otto Group startete einst ambitioniert als „PayPal-Konkurrent“ und wollte die Welt des Bezahlens neu erfinden – oder zumindest einen Platz darin erhalten.

Nun kann man mangels durchschlagendem Erfolg von Yapital schlecht sagen, „Von Yapital lernen heißt, siegen lernen“, aber vielleicht sollten sich die Paydirekt-Protagonisten den Yapital-Ansatz dennoch mal genauer anschauen. Anderes gesagt: Was Yapital bei den Endkunden nicht schafft, schafft Paydirekt bei den Händlern nicht. Yapital hat sich um Payment Service Provider (PSP) gekümmert, aber auch um die mühselige Integration in die diversen Shopsysteme – von AceShop bis xt:Commerce4. Man wird den Hamburgern Luxemburgern jedenfalls später mal nicht vorwerfen können, sie hätten sich nicht redlich um die Infrastruktur auf der Akzeptanzseite bemüht. Bei Yapital steckt eben Händlerdenke in der DNA.

Infrastruktur auf der Akzeptanzsseite: Fehlanzeige

Von Paydirekt – Banken-DNA, Endkunden-minded – bekommen Händler, wie man hört, bislang nicht mal ein fertiges PHP-Script zur Verfügung gestellt. Wie man in den Kommentaren unter diesem Beitrag nachlesen kann, ist es für Onlinehändler offenbar sogar ein recht steiniger Weg, überhaupt erstmal etwas über Konditionsvorstellungen der Banken in Erfahrung zu bringen.

Kein Wunder also, wenn die 40.000 Möchtegern-Paydirekt-Nutzer bis dato erst bei vier (in Worten: vier) Onlinehändlern und Haribo bezahlen können. Mit Ausnahme von Letzterem zudem ziemlich unbekannte Shops, die wohl auch mal gerne auf sich aufmerksam machen wollen. Die Metro Group, künftiger Handelspartner von Paydirekt, lasse ich nicht gelten. Ich wette, dass sich die Düsseldorfer ihre Teilnahme sehr gut bezahlen lassen – als Crossselling-Effekt im Zuge der Verhandlungen zu den Girocard-Gebühren – zum Beispiel.

Angesichts dieser absolut stiefmütterlichen Behandlung der Onlinehändler-Seite, kann ich mich nur augenreibend wundern, wie schlecht vorbereitet die deutsche Kreditwirtschaft versucht, ein neues Payment-Verfahren zu etablieren. Man kann einen zweiseitigen Markt doch nicht nur von einer Seite angehen. Ich habe noch immer Tränen vor Lachen in den Augen, angesichts der Aussage eines Consors-Mitarbeiters: „Wir wollen keine Händler, sondern nur Privatleute“ (siehe Kommentare). Genau das scheint mir das Problem von Paydirekt. Zum Bezahlen gehören zwei. 🙂

Guter Rat muss nicht teuer sein

Daher mein unerbetener Tipp als unqualifizierter Unkenruf an die Banken: Konditionen runter und Vertriebsärmel raufgekrempelt. Nur dann werden es wirklich „täglich mehr“ Händler, wie ihr auf Euer Homepage versprecht. Und: Lasst Euch nicht zuviel Zeit mit der Händlerakquise, sonst haben 20.000 der registrierten Kunden ihr Paydirekt-Passwort schon wieder vergessen, bevor sie das erste Mal damit bezahlt haben.

Ein Gedanke zu „Paydirekt: 4 für 40.000

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