Paydirekt und andere Probleme

Paydirekt will ein PayPal-Konkurrent werden.

Paydirekt: Phoenix oder Problembär?

Die etablierte Kreditwirtschaft ist nicht zu beneiden. Das wurde auf dem Bankkartenforum 2015 vergangene Woche in Frankfurt deutlich. Ihr Gemeinschaftsprojekt Paydirekt kämpft mit dem Problembär-Image und wäre doch so gern der Phoenix-aus-der-Payment-Asche für die Banken. Das Bundeskartellamt hält die Branche gleich mit drei Verfahren auf Trab. Und, wie jeder andere Wirtschaftszweig auch, ringt die Finanzwelt mit der Digitalisierung und speziell der Angst vor disruptiven FinTechs. Derweil leidet das Kartengeschäft hierzulande gleich doppelt unter der Regulierung und nun soll die Banken-IT für Instant Payments auch noch im Echtzeitalter ankommen – zumindest überweisungstechnisch. Blockchain sei mit ihr.

Soweit – kurzgefasst – die Kernthemen des alljährlich vom Fritz Knapp Verlag veranstalteten Fachkongresses; ein Treffen der Kartenfamilie und zwar vornehmlich des Familienzweigs, der der Kreditwirtschaft entstammt. Nur ein paar Zaungäste aus dem Handel kommen zum herbstlichen Jahrestreff in die DZ Bank.

Im Folgenden der Versuch einer Zusammenfassung – mit sehr subjektiven Blickwinkeln, Einwürfen und Schwerpunkten.

tl;dr: Dies ist ein sehr langes Stück, wer sich nur für eines der oben gefetteten Themen interessiert, rücke vor bis zur jeweiligen Überschrift.

Warum Paydirekt ein Erfolg wird

Paydirekt ist ein cooles Produkt. Bezahlen mit selbst gewähltem Benutzernamen und Passwort, ohne die Internetseite des Händlers zu verlassen und unter dem Logo der eigenen Bank. Auch die Neuanmeldung ist denkbar einfach. Sie erfolgt per automatischem Wechsel ins Online-Banking-Portal, einmal PIN und TAN eingeben – fertig. Nur bei sicherheitskritischen Transaktionen gibt es ein Fall-Back auf eine PIN/TAN-Transaktion. Kritisch sind laut Dr. Niklas Bartelt, Geschäftsführer der Paydirekt GmbH, Transaktionen bei denen „fünf iPhones aus dem Ausland an eine unbekannte Adresse bestellt werden.“

Als „einfach, sicher und attraktiv“ stellte Bartelt die Möchtegern-PayPal-Konkurrenz der Deutschen Kreditwirtschaft auf dem Bankkartenforum vor. Das Produkt wurde mit viel Gehirnschmalz und mit Hilfe einer breiten Marktforschungsbasis entwickelt (17.000 Kundenbefragungen, 50 Einzelinterviews am „Paydirekt-Simulator“). Es hat Charme und laut Bartelt in Deutschland „50 Mio. Girokonto-Inhaber aller Institutsgruppen“ bzw. 26 Mio. Online-Banking-Kunden als potenzielle Nutzer.

Aber Paydirekt hat auch ein Problem. Es kommt nach einhelliger Meinung mindestens zehn Jahre zu spät. Ob man den Vorsprung der Konkurrenz aufholen kann, muss Paydirekt noch beweisen.

Dr. Niklas Bartelt, Geschäftsführer Paydirekt GmbH

Kein leichter Job: Dr. Niklas Bartelt, Geschäftsführer Paydirekt GmbH

Bekanntlich nicht ganz einfach in einen zweiseitigen Markt hineinzukommen. Die Kunden und die Händler müssen überzeugt werden – Henne und Ei. Nach Ansicht von Bartelt sprechen kundenseitig die Einfachheit des Verfahrens, das Vertrauen in die Hausbank und die Datensicherheit („Made & Hosted in Germany“) für Paydirekt. Die Händler sollen unter anderem durch die Zahlungsgarantie, die Transaktionssicherheit, einfache Rückabwicklungen im Fall von Retouren oder Teillieferungen und das Reichweitenpotenzial überzeugt werden.

Natürlich soll den Händlern auch eine einfache Integration ermöglicht werden. Für alle Shopsysteme, Payment Service Provider (PSP) und „Meta-PSP“ stehen die Schnittstellen laut Bartelt bereit („Onlinehändler wollen immer erstmal die API sehen“).

Paydirekts Problem auf der Kundenseite: niemand interessiert sich für Datensicherheit beim Bezahlen. Zwar taucht das Kürzel „NSA“ in jeder Paydirekt-Argumentation auf, den Kunden kümmert das aber nicht die Bohne. „Konzentrieren Sie sich auf die Einfachheit des Produktes und des Pricings“, riet Oliver Prothmann, Präsident des eBay-nahen Bundesverband Onlinehandel (BVOH), Bartelt in einem Einwurf. „Sicherheit setzt der Kunde als Selbstverständlichkeit voraus“. Jeder hat von NSA & Co. gehört und gelesen und dennoch posten alle auf Facebook.

Es war erfrischend zu sehen, wie verdutzt und nahezu fassungslos Prothmann auf die von Bartelt vorgestellte Komplexität des Preismodells von Paydirekt reagierte. Wer das Girocard-Gebührenmodell nicht kennt, kann nicht glauben, dass Onlinehändler für Paydirekt tatsächlich mit sieben verschiedenen Ansprechpartnern auf der Bankenseite über Gebühren verhandeln sollen.

Das Bundeskartellamt verlangt dies aber nun mal. Es hat der Kreditwirtschaft die Verpflichtung abgenötigt, dass EC-Karten-Gebühren „bilateral“ verhandelt werden müssen. Dies läuft über sogennante Bankenkonzentratoren (DSGV, WGZ Bank, DZ Bank, Deutsche Bank, Commerzbank, HVB, BdB) und Händlerkonzentratoren auf der anderen Seite. So soll bzw. muss es auch bei Paydirekt laufen. Große Händler verhandeln (bei Interesse) direkt mit den Banken – wie die Metro Group, die dies bereits erfolgreich zum Abschluss gebracht hat. Kleine Händler sollen sich an ihren Payment Service Provider (PSP) wenden, der als Händlerkonzentrator auftritt. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Man führt Gespräche – und denkt über steuerrechtliche Implikationen des Modells nach.

Dieses Paydirekt-Pricing-Problem wird eine Hürde im Kampf um den Markterfolg. Als Bartelt davon sprach, dass diese Usancen schließlich „geübte Praxis im Girocard-System“ seien, ging ein Raunen durch den Saal. Seit Herbst 2014 müssen die Girocard-Gebühren verhandelt werden, zum Leidwesen von Handel und Banken. Auf Girocard kann der Handel allerdings nicht verzichten. Ohne Paydirekt lief der Onlinehandel bislang recht reibungslos.

Mit den Konzentratoren auf der Händlerseite wird Paydirekt darüber hinaus den Vorteil los, einen Spieler aus der Wertschöpfungskette zu kicken, denn der PSP will natürlich eine Marge verdienen.

Paydirekt-Pricing-Pläne

Top Secret: Die Paydirekt-Pricing-Positionierungs-Pläne.

Die Preisstellung von Paydirekt wird meiner bescheidenen Meinung nach allein über den Erfolg entscheiden. Der Onlinehandel hat Sofortüberweisung in den Markt gedrückt und es den Kunden schmackhaft gemacht, weil das Verfahren für ihn eine sehr günstige und komfortable Zahlart ist. Der Handel würde auch Paydirekt in den Markt drücken und ganz oben auf die Liste der angebotenen Zahlverfahren stellen, wenn denn nur der Preis stimmt.

Hier und da wird gemunkelt, Paydirekt sei ein klassisches Vier-Parteien-Zahlungssystem und falle daher auch unter die europäischen Interbankenentgelt-Verordnung. Mit Gebühren von 0,2 Prozent vom Umsatz wäre Paydirekt freilich eine Rakete in der ePayment-Galaxie. Allerdings darf bezweifelt werden, ob Paydirekt tatsächlich unter die MIF-Verordnung subsumiert werden kann. Im Gegensatz zur Situation stationärer Händler bei der Kartenzahlung, haben Onlinehändler genügend alternative Bezahlmethoden zur Verfügung – „Outside Options“, wie Kartellrechtler und Wettbewerbsökonomen sagen. In dem Markt gibt es genügend Wettbewerb und daher keinen Regulierungsbedarf in Bezug auf die Gebühren. Allerdings sollte man bei der preislichen Positionierung von Paydirekt (s. Geheimgrafik) vielleicht darüber nachdenken, dass die Kreditkartengebühren ab dem 9. Dezember 2015 reguliert sind und daher deutlich fallen werden. Hat man sicher schon bedacht und eingepreist.

Zur seltsamen Äußerung von DSGV-Präsident Georg Fahrenschon, der Paydirekt vor einigen Wochen mal eben als unausgereift abkanzelte („Wenn jemand ein unsicheres System nutzen will, ist ihm das unbenommen.“), wollte sich Bartelt auf Nachfrage von Phillipp Otto, Geschäftsführer im Fritz Knapp Verlag und Gastgeber des Bankkartenforums, nicht äußern. Die Sparkassen sind – wie kolportiert wird – frühestens in Q2 2016 startbereit. Die Frage, warum DZ Bank Vorstand Thomas Ulrich quasi im Gegenzug Giropay zum Auslauf-Modell erklärte, wurde nicht gestellt.

So wirbt die CoBa bei ihren Online-Banking-Kunden für Paydirekt.

Coming soon: So wirbt die CoBa bei ihren Online-Banking-Kunden für Paydirekt.

Bei all den Paydirekt-Problemen eher Petitessen am Rande, dass sich clevere Onlinefüchse Twitter-Accounts auf den Namen @paydirekt sicherten und auf der Homepage www.paydirekt.de zum Start ein Hintergrundbild verwendet wurde, das bereits als Cover für einen „Klinikleitfaden Psychiatrische Pflege“ diente. „Alle irre geworden bei Paydirekt?“, fragte das Handelsblatt in einem recht hämischen Kommentar. Onlinekompent wirkt das alles nicht.

Es ist leicht sich über das Mammut-Projekt der Bankriesen lustig zu machen, das so gerne den Pioniergeist eines Start-Ups versprühen würde. Intern heißt das Marketing der einzelnen Banken „Häuserkampf“, während die Werbung für die institutsübergreifende Marke Paydirekt „Luftunterstützung“ genannt wird. Es steht zu befürchten, dass Paydirekt zwischen Häuserkampf und Luftunterstützung zerrieben wird, bevor die feindlichen Linien überhaupt in Sichtweite kommen. Wenn das zarte Pflänzchen über die internen Schwierigkeiten – Konzern- und Institutsgremien, Eitelkeiten und Eifersüchteleien hinweggekommen ist, dann muss es nur noch mit der Regulierung und dem Konkurrenzdruck klarkommen. Kein leichter Job. „Würden Sie investieren?“, fragte einer, der die Landschaft kennt und investieren könnte, auf die Frage beim Pausenkaffee, was er von Paydirekt hält. Eine Antwort wurde nicht erwartet.

Aber abwarten, sind die Banken mit dem Projekt nicht zum Erfolg verurteilt? Können sie sich ein Scheitern überhaupt leisten? Der Zahlungsverkehr ist der Schlüssel zum Kunden. Ich persönlich finde das Produkt dem ersten Eindruck nach cool und würde es wohl nutzen – wenn es denn genügend Händler gäbe.

Drei Verfahren des Bundeskartellamts

Den Auftakt des Bankkartenforums 2015 bildete eigentlich Eva-Maria Schulze, Leiterin der 4. Beschlussabteilung des Bundeskartellamts, die interessanterweise zugleich für Entsorgungswirtschaft und Finanzdienstleistungen zuständig ist. Ihr Vortrag war mit Spannung erwartet worden und sie wurde diesem Anspruch in jeder Hinsicht gerecht. Zu drei Verfahren „in unterschiedlichen Stadien“ berichtete Schulze: Girocard-Gebühren („in den Nachwehen“), Online-Banking-AGB („im Geburtsvorgang“) und Fremdabhebungsgebühren an Geldautomaten („hier haben die Privatbanken mit der Kündigung der Verträge geburtseinleitende Maßnahmen ergriffen“).

Zum spannendsten Thema, den Vorstellungen des Amtes in Sachen Girocard-Regulierung nach dem MIF-Stichtag 9. Dezember 2015, verweise ich den geneigten Leser auf die kommende Lebensmittel Zeitung (41-19). Frau Schulze gab interessante Einblicke in die Gespräche zwischen BMF und DK, kündigte Einiges an und stellte Anderes klar. Da ist Musik drin. Mehr in der nächsten LZ.

Die beiden anderen Verfahren interessieren LZ-Leser nicht wirklich, daher kann hier berichtet werden, dass die B4 bis zum Jahresende das Verfahren in Sachen Banken AGB und Sofort GmbH abschließen will (zum Thema siehe auch diesen Beitrag). Die betroffenen Banken haben die Abmahnung des Kartellamts vorliegen und können nun Stellung nehmen. Hintergrund des Verfahrens ist die Frage, ob Banken in ihren AGB die Nutzung von PIN und TAN durch Dritte (eben Sofortüberweisung) untersagen dürfen oder, ob dies wettbewerbswidrig ist. Frau Schulze rechnet nach eigenem Bekunden eher nicht damit, dass die Banken noch einen Kompromissvorschlag unterbreiten und ihre AGBs anpassen, was ihrer Auffassung nach durchaus möglich wäre. Daher kommt wohl noch vor Jahresende ein Untersagungsbeschluss gegen den dann geklagt werden kann.

Bemerkenswert war darüber hinaus die Ankündigung der Wettbewerbshüterin in Sachen Geldautomaten-Gebühren eine Art Sektoruntersuchung einzuleiten und die Ergebnisse der Bundesregierung vorzulegen, damit diese über eine gesetzgeberische Lösung nachdenken kann. Mit den Mitteln des Kartellrechts könne man der Problematik offenbar nicht Herr werden, erläuterte Schulze. Das Einschreiten des Amtes gegen einzelne überzogene Fremdabhebegebühren in Hintertupfingen oder bei Geldautomaten auf dem Oktoberfest, lasse die Branche recht unbeeindruckt. Der Gesetzgeber müsse hier Abhilfe schaffen, wenn er dies denn wolle. Die aktuelle Aufkündigung der gemeinsamen Gebührenvereinbarung durch die Privatbanken kam Schulze gerade Recht.

Die Banken, die Digitalisierung und der ganze Rest

Mit Oliver Prothmann vom BVOH hatte der Veranstalter einen Referenten geladen, der ein wenig in Sachen Digitalisierung aufrütteln sollte. Geldtransfer per WhatsApp und – wie oben schon ausgeführt – das Thema „Sicherheit“ als falsches Argument, das den Kunden eher verängstigt als überzeugt, sind mir haften geblieben. Ein nettes Zitat von Prothmann: „Bezahlen ist nicht so wichtig, wie es eine ganze Branche gerne hätte. Der Kunde will kaufen und nicht bezahlen“. Wie wahr.

Ottmar Bloching

Ottmar Bloching, Geschäftsführer DSV, beim ersten Auftritt in neuer Funktion.

Ebenfalls unter das Thema Digitalisierung packe ich hier den Vortrag von Ottmar Bloching. Eine der spannendsten Personalien der Payment-Branche, seit Marcus W. Mosen das Ruder bei Concardis übernommen hat, jedenfalls, was meinen kleinen Radar betrifft. Bloching wechselte vom General Manager Central Europe bei Visa Europe zum Geschäftsführer des Deutschen Sparkassen Verlag GmbH. Er kam vom DSGV zu Visa und weiß also, worauf er sich einlässt. Beim DSV wird er das gesamte operative Paymentgeschäft der Sparkassen-Finanzgruppe koordinieren und verantworten (B+S Card Service, PlusCardPayone, GiroSolution, EPC). Dass Bloching an seinem ersten offiziellen Arbeitstag in neuer Funktion überhaupt auf dem Bankkartenforum zum Statusbericht und Ausblick in die Bütt stieg, kann allein als ein deutliches Statement gewertet werden.

Bloching riss das Thema Digitalisierung insofern an, als dass er von Wettbewerbern wie Number26 sprach, auf die sich die Banken einstellen müssten. Angesichts einer Kontoeröffnung innerhalb von acht Minuten bei Nummber26, müsse sich die etablierte Kreditwirtschaft fragen, wo sie „Ballast abwerfen“ könne. Im Hinblick auf Angebote wie dieses von PayPal für Geschäftskonten, müssten sich die Banken fragen, wie wertbeständig die eigenen Produkte sind. Mit Ausnahme der Niederlande mit iDEAL habe es kein Eurocheque-Land geschafft, ein bankgestütztes Online-Paymentverfahren zu etablieren. Innovationen auf der bestehenden Infrastruktur, schneller zur Marktreife zu bringen, hat sich Bloching ins Aufgabenheft geschrieben. „Wir können keine Projekte mit fünf Jahren Laufzeit planen, weil wir nicht wissen, wie die Welt in fünf Jahren aussehen wird“, so Bloching.

Ein weiterer interessanter Satz aus seinem Vortrag: „Die Entscheidung, den EC-Cash-Netzbetreiber bei Girocard die Arbeit zum Händler zu überlassen, war ein Fehler, den wir nicht ein zweites Mal machen werden“. Mit Payone (Big) und GiroSolutions (SME) will man sich nun jedenfalls selbst um die Onlinehändler kümmern. Mit der neu gegründeten DSV-Payment GmbH werde sich die Sparkassen-Finanzgruppe beim Thema Payment neu aufstellen. „Das wird ein schmerzhafter Prozess“, kündigte Bloching an – zumal man von der Umlagenfinanzierung wegkommen wolle. Das wird spannend. Wovon Bloching auf dem Bankkartenforum nicht sprach: Girogo.

Die Regulierung im Kreditkartengeschäft

Zum Vortrag von Patrick W. Diemer, Geschäftsführungsvorsitzender der Lufthansa-Tochter AirPlus, kann im Wesentlichen auf diesen Beitrag verwiesen werden. Den Spezialisten von Firmenkunden-Kreditkarten trifft die europäische Interchange-Verordnung hart. Im letzten Moment der Trilog-Verhandlungen sei die Formulierung „paid indirectly by the company“ aus der Verordnung gestrichen worden. „Lobbyisten hatten uns davor gewarnt, dass wir am Schluss nicht zur Verhandlungsmasse werden dürften – und so kam es dann auch“, resümierte Diemer. Damit fallen nun 75 Prozent des Kreditkartenbestandes von AirPlus unter die Regulierung, weil ein Privatkonto hinter der Firmenkarte steht. Statt durchschnittlich 1,75 Prozent Interbankenentgelt gibt es ab dem 9. Dezember 2015 nur noch 0,3 Prozent – statt 42 Euro Ertrag pro Karte im Jahr, nur noch 13 Euro. „Weihnachten wissen wir, was alle machen“, sagte Diemer mit Blick auf die Konkurrenz.

Viele Corporate Cards sind von der Regulierung erfasst.

Schlechte Karten: „Unechte“ Firmenkunden-Kreditkarten machen Issuern keinen Spaß mehr.

AirPlus will die Preise für „unechte Firmenkarten“ anheben und Karteileichen-Karten durch Gebühren reduzieren. Angesichts von angekündigten Preiserhöhungen sei „mancher Kunde im Hinblick auf interne Prozesse dann doch flexibler als er ursprünglich gedacht habe“ und wechsle von „unechten Firmenkarten“ zu „echten“. Letztere laufen über das Geschäftskonto des Unternehmens und fallen damit nicht unter die MIF-Regulierung. Diemer glaubt nicht, dass es für diese Karten zu Akzeptanzproblemen kommen wird (Die „Honour all cards rule“ gilt für Corporate Cards nicht, dafür ist hier Surcharging zulässig). „Hilton, Sixt und Co. werden keine Firmenkundenkarten ablehnen“, zeigte sich Diemar überzeugt. Problematisch könnten allerdings Gebühren für Kartenzahlungen werden, eben das Surcharging. Langfristig müsse man allerdings ohnehin damit rechnen, dass auch Firmenkarten in die Regulierung einbezogen werden.

Instant Payments haben nichts mit Tütensuppen zu tun

Zum Abschluss des Bankkartenforums 2015 referierte Christian Fink, Head of Payment bei NTT Data über Instant Payments. Für mich zugegebenermaßen ziemliches Neuland. Die EU-Kommission und die EZB wollen den Banken offenbar Überweisungen in Echtzeit abverlangen. „Für die Banken-IT war die SEPA-Einführung Kindergarten gegenüber Instant-Payments“, lautete ein knackiger Satz von Fink in diesem Zusammenhang. In einer Welt, in der die Ware taggleich mit der Bestellung geliefert wird und Skiunfallversicherungen im Lift abgeschlossen werden, sei ein Zahlungsverkehr, der mehrere Tage für eine Gutschrift benötige, doch ein wenig antiquiert, so Fink. Er stellte einige Geschäftsmodelle vor, mit denen sich der Spaß für die Banken auch refinanzieren soll. Im November soll der erste Vorschlag für ein Scheme vom EPC kommen – ähnlich den SEPA-Rule-Books. 2017 könnten dann vielleicht erste Banken an Instant Payments teilnehmen. Fast ein Fünf-Jahres-Plan.

Das Zauberwort „Blockchain“ könnte hier vielleicht helfen, wie Gregor Roth, Bereichsleiter Operations und Services in der DZ Bank, bereits in seiner Begrüßungsansprache angedeutete hatte. „Eine dezentrale Buchführung mit Hilfe von Blockchain-Protokollen auf dem jeweiligen Device des Nutzers könnte dazu führen, dass in der digitalen Welt ein finaler Austausch wie beim Bargeld stattfinden kann.“ Die FED verfolge hier allerdings einen anderen Ansatz als die EZB. Ein Thema, das man sich offenbar noch einmal genauer anschauen muss.

Für den Leser, der es bis hier hin geschafft hat, zum Abschluss noch ein Stück Kuchen und ein Symbolbild für die kommende Entwicklung im Payment-Bereich. Konsolidierung heißt nämlich: Nicht jeder bekommt mehr ein Stück vom Kuchen.

Six freut sich über das "Rebranding" der geschluckten PayLife

Six freut sich über das „Rebranding“ der geschluckten PayLife. (Foto: Six)

Am 23. September 2015 wurde die ehemals österreichische PayLife Bank GmbH zur SIX Payment Services. Ganz am Rande erwähnte Ottmar Bloching, dass es für Concardis und B+S Card Service eng werde, wenn Barclays und WorldPay mit ihren Transaktionsvolumen in den deutschen Markt kommen würden. Eva-Maria Schulze wird dies vielleicht gern gehört haben. „Concardis steht bei uns schon lange auf der Prioritätenliste, wir werden uns das ansehen“, sagte Schulze. Allerdings könne sich die B4 nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen. Concardis ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Kreditwirtschaft. Wenn es aber im europäischen oder gar globalen Wettbewerb steht, kann es das wohl auch bleiben.

4 Gedanken zu „Paydirekt und andere Probleme

  1. Sehr informativer Artikel!
    Es zeigt mal wieder die Probleme der klassischen Bankinstitute („Sparkassen frühestens Q2 2016 bereit“). Hoffentlich behält paydirekt die Nerven..

    Viele Grüße
    Tim von anlago

  2. Pingback: FinTech Podcast #029 – Kontowechselservices - Paymentandbanking

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