PayPal-Chef schaut in die Glaskugel

PayPal-President David Marcus (Foto: PayPal)

PayPal-President David Marcus

PayPal-President David Marcus hat seine Prognose über die Entwicklungen im Payment-Markt im kommenden Jahr veröffentlicht. Die PayPal-President-Predictions (PPP), sozusagen. 2012 hatte er dies ebenfalls getan, damals begnügte sich Marcus mit vier Thesen, heute braucht er sechs, die Payment-Welt ist komplexer geworden. Eine Pflichtlektüre …

…für alle, die sich für den derzeit sehr dynamischen Payment-Markt interessieren. Auch die Kommentare zum Post, der auf LinkedIn und natürlich auch auf der offiziellen Website von PayPal veröffentlicht wurde, sind ausnahmsweise mal interessant, denn auf LinkedIn äußert sich dann auch schon mal der „Global Product Manager at PayPal“ in den Kommentarspalten mit Bemerkungen wie: „My thought is payment companies in Asia will start to venture out and aggressively pursue markets that have been neglected by most big players“.

Doch der Reihe nach und zurück zu den Thesen von David Marcus und ein paar unqualifizierten Bemerkungen hinzugestreut:

These Eins („Der traditionelle Einzelhandel schlägt zurück“) ist ein Werbeblock für PayPal Beacon und ebenso floskelhaft und inhaltsleer wie die zweite These „Mobile will transform comerce for ever“ – hatten wir irgendwie alles schon mal gehört im fast vergangenen Jahr.

Und drittens: „iOS und Android will drive a retail revolution“

Interessanter ist die dritte Überlegung: „iOS und Android will drive a retail revolution“. Entweder es ist etwas dran oder sie zeigt, wie weit die PayPal-Chefetage von der Realität am POS des Massenmarkts entfernt ist.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Betriebssysteme iOS und Andorid die IT-Infrastruktur der marktdominierenden, internationalen Player im Handel im Jahr 2014 arg beeinflussen werden. Auch wenn man selbst im innovationstechnisch vielleicht etwas verschlafenen deutschen Einzelhandel in Läden von Breuninger, SportScheck, Runners Point und anderen „Trendsettern“ immer mehr Tablets und Smartphones als Helferlein im Verkauf sehen kann. Die Kooperation von PayPal mit dem iPad-Kassensystem Orderbird in Berlin und in anderen Ländern wie UK und Kanada, zielt doch eher auf kleinere Händler und Gastronomen ab. Von Warenwirtschaftssystemen und „Big data“ ist das doch weit weg?!

Aber es mag sein, dass iOS und Andriod in Zukunft eine bedeutendere oder gar eine revolutionierende Rolle im Handel spielen. Das wäre dann eine interessante Entwicklung und es wird einem ganz schummerig, wenn man an die Wege der Daten denkt – bekanntlich das Öl des Informationszeitalters.

In These Vier bekennt der PayPal-Chef seine Zuneigung zu Bitcoin, wenn auch nicht als Mainstream-Währung, sondern zunächst als alternatives Investment und Schutz vor Inflation in Ländern wie aktuell Argentinien. Ähnliches hatte Marcus bereits in Paris auf der LeWeb-Konferenz zum Besten gegeben.

Nummer Fünf ruft 2014 zum „Year of disruption“ im Payment aus, das ist wohlfeil und hätte man bereits 2013 und vermutlich auch 2012 machen können. Dennoch der Verweis auf PayPal´s Akquisition von Braintree (which provides the payment technology engine behind disruptive startups like Uber, Airbnb, and OpenTable) in diesem Zusammenhang macht deutlich wohin die Reise auch 2014 gehen wird: Große Player aus der Welt des Zahlungsverkehrs kaufen Gründer mit aussichtsreichen oder destruptiven Geschäftsmodelle auf und saugen auf diese Weise Innovationen auf. „Start-ups shake up“, titelte Forbes schön in einem Artikel über die Weissagungen des PayPal-Chefs.

Last but not least: „Our industry has a lot of players. Too many“, leitet David Marcus seine sechste und letzte These für 2104 ein. Eine Konsolidierung steht seiner Ansicht nach bevor, auch innovative Ideen brauchen Skaleneffekte und Volumen, damit das Ganze am Ende auch Spaß macht. „This will lead to a wave of acquisitions in 2014“, so Marcus.

Auch diese These kann man freilich unterschreiben. Ein spannender Konsolidierungs-Deal aus den letzten Wochen war zum Beispiel die Übernahme der Sofort AG durch Klarna. Zwei bankunabhängiger ePayment-Dienstleister treten nun gemeinsam an, um nun den europäischen Markt abseits der Kreditkarten und Wallet-Lösungen aufzurollen – und machen PayPal damit Konkurrenz.

Wann kommt PayPal endlich an den POS?

Ich bin gespannt, ob PayPal im kommenden Jahr in Deutschland (endlich mal) ganz real an den POS kommt – und zwar nicht nur hip in Berlin Mitte in ein/zwei Szenekneipen, sondern im Supermarkt in Oestrich-Winkel. Technisch ist das kein Thema, die Yapital-Lösung von POSPartner mit QR-Code an jedem dahergelaufenen Artema Hybrid-Kartenterminal funktioniert auch mit PayPal. POSPartner hat dies auf der letzten EuroCis bereits demonstriert. Es ist wohl nur eine Frage der Transaktionsgebühren (oder doch auch der Datenhoheit?), warum noch kein bundesweit tätiger Händler die mobile Bezahlung per PayPal anbietet. Da sich PayPal hierzulande dank der Lastschrift eine goldene Nase verdient, ist dies aber sicher nur noch eine Frage der Zeit.

Irgendwann kommt der Punkt, an dem PayPal Angst bekommt, andere (Yapital?) könnten das Rennen um den Kunden am POS machen und dann wird man dem Handel ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.

„It’s going to be an amazing ride over the next 12 months“, schließt PayPal-President David Marcus seine Predictions – auch diesbezüglich hat er sicher recht.

Weitere Beiträge zu den PayPal-President-Predictions:

Forbes: PayPal Predictions: Your Wallet’s Days Are Numbered

Weitere Weissagungen aus und für die Payment-Welt in 2014

Paymentviews: The State of Payment 2014

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert