2017 hat uns den Brexit, Trump und die AfD gebracht und auch für BargeldlosBlog lief es nicht gut. Es gibt nichts zu beschönigen: Das Klassenziel wurde nicht erreicht. Angesichts von 98.583 Seitenaufrufen im Jahr 2016 hatte ich großspurig angekündigt, in diesem Jahr die 100.000-Marke zu knacken. Doch mit nur 86.345 Seitenaufrufen in den zurückliegenden zwölf Monaten liegt dieser kleine Special-Interest-Blog am Rande des Internets weit hinter dem selbst gesteckten Ziel.
Trotz dieser herben Enttäuschung, im Folgenden eine unverzagte Bilanz der meistgelesen Blogbeiträge im Jahr 2017.
Platz 10
Gerade noch in die Top10 geschafft, hat es der Beitrag „Bargeld bleibt bestimmend“. Ein Überblick zu den Ergebnissen der EHI-Studien zu den Bezahlarten im stationären Handel und im E-Commerce im Jahr 2016.
Platz 9
„Neuer EBA-Draft zur PSD2“: Ein Zwischenstand zu den langwierigen Bemühungen der EBA, einen Entwurf für die Regulatory Technical Standards (RTS) zur PSD2 in Bezug auf die starke Kundenauthentifikation („Strong Customer Authentification“ (SCA)) vorzulegen. Die RTS zur SCA regeln die Frage, wie elektronische Zahlungstransaktionen künftig abgesichert werden müssen. Konkret: Wann eine sogenannte Zwei-Faktor-Autorisierung (2FA) erfolgen muss. Aus meiner Sicht – neben dem Zugang zum Bankkonto für Drittdienstleister (XS2A) – eines der beiden Kernbestandteile der PSD2, die den Zahlungsverkehrsmarkt in Europa nachhaltig verändern werden.
Platz 8
„Kontaktlos kommt“: Ein Artikel über den Vormarsch der NFC-Technologie aus dem Februar 2016 (!); hier insbesondere zu den Rollout-Plänen der beiden großen deutschen Girocard-Emittenten, der Sparkassen-Finanzgruppe und den Volks- und Raiffeisenbanken. Die kontaktlose Kartenzahlung kommt langsam, aber sicher in den Markt – was sich auch daran zeigt, dass ein Beitrag aus Anfang 2016 in 2017 zu den meistgelesenen zählt. Über die Vollzugsmeldungen des Rollouts der NFC-Infrastruktur im Lebensmittelhandel konnte man bereits ein Jahr zuvor, 2015, berichten: Aldi akzeptiert. Selbst der knauserige, innovationsscheue deutsche Handel war diesbezüglich innovationsfreudiger als die Kreditwirtschaft. Irgendwie bezeichnend.
Platz 7
„EC-Karten-Kartell kommt vor den Kadi“: Wenn sich Kartellrecht und Kartenbusiness begegnen, dann reite ich auf zwei Steckenpferdchen. Deshalb ist der Artikel zu den von der US-Kanzlei Hausfeld in der BamS angedrohten Kartellschadenersatzklagen in Sachen Girocard-Gebühren sicherlich einer der Besseren auf BargeldlosBlog. Besonders gefreut hat mich der Ritterschlag Hinweis im ZPOBlog auf den Blogpost: „Die prozessrechtlichen und kartellrechtlichen Hintergründe [der Klage] stellt Hanno Bender im BargeldlosBlog sehr lesenswert dar.“ Zum Thema „Kartellschadensklagen wegen der Girocard-Gebühren gegen die deutsche Kreditwirtschaft“ wird es alsbald noch mehr zu berichten geben. Aber das bleibt meinen Brötchengeber – der LZ – vorbehalten. 🙂
Platz 6
„Zwei Faktor Unsinn“: Abermals die PSD2 und die Zwei-Faktor-Autorisierung. Über die EU-Zahlungsdiensterichtlinie könnte ich mich geradezu in Rage schreiben. Man sollte flammende Artikel darüber schreiben, auf welche schiefe Bahn die europäische Gesetzgebungsmaschinerie u.a. mit dem Trilog-Verfahren und der faktischen Rechtssetzung durch Aufsichtsbehörden geraten ist. Die PSD2 würde ein anschauliches Beispiel dafür abgeben – leider nicht das Einzige.
BTW: Am 13. Januar tritt die nationale Umsetzung der PSD2 in Kraft. Gebühren für (Karten-)Zahlungstransaktionen – Kreditkarten, PayPal, Sofortüberweisung & Co. – sind ab diesem Stichtag gesetzlich verboten. Das Hauptthema der Publikumsmedien, wenn es um die EU-Zahlungsdiensterichtlinie geht. Ein Rechtsanwalt der Wettbewerbszentrale kommentierte dazu jüngst auf LinkedIn, dass die Umsetzung dieser Vorgabe noch interessant werde. Man muss sich also mal wieder keine Sorgen darüber machen, ob die Durchsetzung des EU-Rechts in Deutschland gewährleistet ist. Wettbewerbszentrale und Verbraucherschützer („Marktwächter Digitale Welt“) stehen bereit. Was sich auf den ersten Blick als verbraucherfreundlich ausnimmt – keine Gebühren fürs Bezahlen -, subventioniert am Ende allerdings teure Zahlverfahren. Oder?
Platz 5
Aldi akzeptiert Amex. Ebenfalls schon in 2016 geschehen und gemeldet – und in 2017 noch gut geklickt. Die elitärste Kreditkarte wird discounttauglich. Bemerkenswert auch, weil Amex als Drei-Parteien-System nicht unmittelbar von der Regulierung der Kartengebühren betroffen ist.
Platz 4
„Das Ende der Kreditkarte“: Ein provokanter Versuch, sich mit den Folgen der Wechselwirkungen von Instant Payments und der PSD2 auseinanderzusetzen. Was ist das langfristige Ziel von EU-Kommission und EZB? Was werden die tatsächlichen Auswirkungen im Zahlungsverkehrsmarkt sein? Nachdem die Bemühungen um ein privatwirtschaftliches Europäisches Kreditkartsystem („Monnet“) vor Jahren gescheitert sind, nun der Versuch, die Infrastrukturen für den Wettbewerb aufzubrechen? Ein Unbundling wie einst in den Energie- und Telekommunikationsmärkten? Besser und bemerkenswerter als der Beitrag, der der Flughöhe des Themas nicht gerecht wird, ist zweifelsohne die Diskussion in den Kommentaren. Ziel erreicht.
Platz 3
„Datenschützer überprüfen Paydirekt“: Im Grunde der Hammer und ein Scoop. Mit der „Komfortregistrierung“ versuchte die Sparkassen-Finanzgruppe (von wenigen Ausnahmen abgesehen), dem dahindarbenden Online-Bezahlverfahren Leben einzuhauchen. Die Sparkassen übermittelten einfach ungefragt sämtliche Stammdaten der Onlinebanking-Kunden an Paydirekt, um die Registrierung zu erleichtern. Die USP von Paydirekt – so wurde stets und ständig betont – sollte eigentlich der angeblich so strenge „deutsche Datenschutz“ sein – und nun ermittelten die Datenschutzbeauftragen in zwei Bundesländern, ob die Sparkassen mit der Übermittlung der Kundendaten gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen. Im Ergebnis wurde kein Verstoß erkannt, aber den Sparkassen zumindest in Thüringen auferlegt, die Daten bei Paydirekt nach einer angemessenen Frist wieder zu löschen. Nicht wenige Datenschutzexperten schütteln darüber hinaus immer noch den Kopf darüber, wie kaltschnäutzig die Einwilligung der Kunden in die Datenübermittlung durch eine geschickte AGB-Änderung umgangen wurde.
Platz 2
„Registrierungen bei Paydirekt rückläufig“: Fast schon peinlich und im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit von BargeldlosBlog bedenklich: Paydirekt besetzt die vorderen Plätze in der Lesergunst. Diesmal ging es um die Alarmsignale aus der Sparkassen-Finanzgruppe im Hinblick auf die dünnen Registrierungszahlen – und um unglaubliche 10 + 3 Mio. Euro „Investitions- und Marketingkostenzuschuss“ für die rechnungskauflastige Otto Group.
Platz 1
„Paydirekt: Preise und Probleme“: Platz 1 ist eigentlich ein Unfall und wurde bereits Anfang 2016 veröffentlicht, kurz bevor die Sparkassen-Finanzgruppe, verspätet, aber als großer Hoffnungsträger, zu den Paydirekt-Banken hinzukam. Es geht in dem Beitrag um die – aus Händersicht – problematische Preisstellung des Paymentverfahrens der deutschen Kreditwirtschaft. Der Artikel wird aber offenbar so viel geklickt, weil die Stichwortkombination „Preise“, „Probleme“ „Paydirekt“ bei Google häufig eingegeben wird. Eine SEO/SME-Empfehlung daher an alle Blogschreiber, wenn ihr Klicks wollt: Schreibt was mit „Problemen“, „Beschwerden“, „Ärger“ oder so etwas in die Headline.
Im Ergebnis fehlen naturgemäß eine Reihe von Themen im Jahresrückblick 2017. Etwa eine Auseinandersetzung mit dem letzten Stand der RTS zur PSD2 (siehe zu offenen Fragen z.B. hier), der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), Yes, der 150. Geldwäscherichtlinie oder dem Buzzword „Bitcoin“ bzw. „Blockchain“. Dazu fehlte aber Zeit und/oder die Lust. Wer sich für Paymentthemen interessiert und hier zu wenig findet, dem seien auch die Seiten von Payment and Banking und IT-Finanzmagazin empfohlen.
Nun wünsche ich den Lesern und Abonnenten von BargeldlosBlog einen guten Rutsch und immer gute Karten im Neuen Jahr!
Hallo Herr Bender, auch Ihnen einen guten Rutsch – und vielen Dank für den „BargeldlosBlog“, den ich immer mit großem Interesse lese!
Aktuell bin ich an einer Sache dran, die vielleicht auch für Sie interessant wäre: HCE in Verbindung mit CDCVM – zu deutsch: Bezahlen mit dem NFC-Handy, das so tut, als wäre es eine kontaktlose Visakarte. Ohne PIN (d.h. bis 25 EUR) klappt das inzwischen fast überall; darüber (also mit PIN, die man am Handy statt am Terminal eintippt!) trennt sich die Spreu vom Weizen. Nachgewiesenermaßen funktioniert das inzwischen bei Karstadt; NICHT dagegen bei Marktkauf (Edeka) und ebl-Naturkost; bei Aldi-Süd weiß ich es noch nicht (das eine Mal, wo ich es probiert habe, war es unter 25 EUR und damit ohne PIN). Da müssen die Terminalhersteller wohl noch gehörig umrüsten… wobei es ja schon ein enormer Fortschritt ist, dass die Kassenkräfte inzwischen überhaupt schon wissen, dass kontaktlose Zahlung existiert – vor gar nicht mal allzu langer Zeit haben sie dem Kunden die Karte noch aus der Hand gerissen und in den Kartenleser gesteckt. Der nächste Schritt ist dann CDCVM, der in die Kassierer-Köpfe noch rein muss… es bleibt spannend. Bleiben Sie dran!
wie läuft das Bezahlen mit NFC-Handy ab 25euro ab?
1) Antippen des Terminals mit NFC-Handy
2)Terminal verlangt PIN-Eingabe
3)Handy verschwindet aus NFC-Feld = PIN-Eingabe am Handy
4)Wieder Antippen des Terminals mit der NFC-Handy ???
Oder weggehen und zu Hause PIN eingeben? ^^ Irgendwie blicke ich da nicht durch.
Ideal wäre es natürlich, wenn man das Handy entsperrt und unabhängig vom Betrag ohne PIN-Eingabe bezahlt.
Habe ich auch erst nach vielen mühevollen Versuchen herausgefunden…
1) Handy ans Terminal halten (und dranbleiben!!!)
2) Bei >25 EUR zeigt das Handy eine PIN-Tastatur an (oder verlangt den Fingerabdruck, falls möglich und konfiguriert)
3) PIN (oder Fingerabdruck) am Handy eingeben
4) Handy zeigt an „Fertig, bitte beachten Sie die Hinweise am Terminal“
5) Handy von Terminal entfernen
Ja, das erzeugt verknotete Arme und Sehnenscheidenentzündung, wenn das Terminal ungünstig montiert ist 🙂
Ich weiß nicht, wie’s in anderen Apps ist – ich verwende den „Postbank Finanzassistent“. Da kann man zwei Konfigurationen vornehmen:
1. Wann/wie kann bezahlt werden
a) einfach wenn Display aktiv (also auch im Sperrbildschirm)
b) wenn Display entsperrt
c) nur wenn App gestartet und „Mobil bezahlen“ von Hand aufgerufen wurde
2. PIN wird verlangt bei Zahlungen ab
a) 0 EUR
b) 10 EUR
c) 20 EUR
d) 25 EUR
Mehr als 25 EUR einzustellen geht nicht. Ist vermutlich irgendeine Zahlungsverkehrsvorschrift…
Wenn im Schritt 2) (ganz oben) das Terminal anzeigt „Vorgang abgebrochen“, ist es noch nicht für CDCVM konfiguriert (heutzutage leider noch vielerorts der Fall).
Ich habe mal Postbank gefragt: „Muss man Smartphone im Abstand von bis zu 4 Zentimeter während der PIN-Eingabe an das Lesegerät halten?“
Antwort von Postbank: „Die Eingabe der PIN muss nicht direkt über dem Lesegerät erfolgen.“
Normalerweise funktioniert NFC nicht im Sperrbildschirm. Also muss Postbank Finanzassistent es irgendwie möglich machen. Ich bekomme bald KK und werde dann testen. Visa hat NFC-Grenze auf 50 Euro erhöht. Aber die ausgebenden Banken und die Terminals im Handel haben das letzte Wort in der Praxis. Deutsche Kreditbank (DKB) und Barclaycard folgen neuen Vorgaben. Ob die Terminals im Handel auch mitmachen ist fraglich.
Mal sehen ob Bezahlvorgang mit NFC-Smartphone auch in „Pocket-Modus“ mit Einstellung „wenn Display aktiv“ funktioniert. CDCVM soll doch bei Rewe, Aldi, Lidl, Rossmann funktionieren oder nicht?
Hallo Herr Bender,
danke für diese Übersicht – und ich wollte Ihnen mal kurz was Aufmunterndes schreiben: Ich lese Ihren Blog regelmäßig und immer mit großem Gewinn. Daher: Seien Sie nicht frustriert, dass Sie heuer das selbstgesteckte „Klassenziel“ nicht erreicht haben – es gibt viel und immer mehr Blog-Konkurrenz, und wichtig ist ja eigentlich nicht, die Meisten zu erreichen, sondern die „Richtigen“. Und ich bin überzeugt, dass Ihnen das mit Ihrem Blog gut gelingt 🙂
Beste kollegiale Grüße und weiterhin viel Erfolg!
Leo Molatore